Der "Eiffel"-Kandelaber von Albert Mayer (WMF)

Der "Eiffel"-Kandelaber von Albert Mayer (WMF): Eine Analyse


Albert Mayer, WMF und die Blütezeit des Jugendstil-Metallkunsthandwerks

Die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) erlangte um die Jahrhundertwende eine weltweite Führungsrolle im Bereich hochwertiger Metallwaren des Jugendstils. Insbesondere ihre versilberten Produkte genossen ein hohes Ansehen und prägten maßgeblich den Geschmack einer Epoche, die sich durch eine Abkehr vom Historismus und eine Hinwendung zu organischen, floralen und dynamischen Formen auszeichnete. Diese Ära des künstlerischen Aufbruchs, bekannt als Jugendstil oder Art Nouveau, fand in WMF einen fruchtbaren Boden. Einen entscheidenden Beitrag zu dieser Entwicklung leistete der talentierte Bildhauer und Designer Albert Mayer (1848-1922), der von 1884 bis 1914 als Leiter des künstlerischen Ateliers von WMF fungierte. In dieser Zeit entfaltete Mayer eine immense Kreativität und schuf eine beeindruckende Vielfalt an Objekten, die den charakteristischen Formenreichtum des Jugendstils auf einzigartige Weise interpretierten. Seine Entwürfe reichten von prunkvollen Tafelaufsätzen und Vasen über elegante Leuchter und Kandelaber bis hin zu feingliedrigen Schmuckstücken und Gebrauchsgegenständen. Der Jugendstil als umfassende Kunstbewegung strebte nach einer Verschmelzung von Kunst und Handwerk und beeinflusste neben der Metallkunst auch die Architektur, Malerei, Grafik und das Möbeldesign. WMF unter der künstlerischen Leitung von Albert Mayer verkörperte dieses Ideal auf herausragende Weise und trug maßgeblich zur Popularisierung und Verbreitung des Jugendstils im Bereich der Metallwaren bei. Dieser Bericht widmet sich dem Kandelaber-Modell "Eiffel", einem bemerkenswerten Entwurf von Albert Mayer für WMF, der aufgrund seiner formalen Raffinesse und seiner ikonischen Anmutung eine bedeutende Stellung innerhalb des umfangreichen WMF-Œuvres einnimmt und exemplarisch für die Eleganz und den Innovationsgeist des Jugendstil-Metallkunsthandwerks steht.


Die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF): Vom Handwerksbetrieb zur industriellen Legende

Die Geschichte der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF) ist ein beeindruckendes Beispiel für den Aufstieg eines regionalen Handwerksbetriebs zu einem global agierenden Industrieunternehmen. Ihre Anfänge reichen zurück ins Jahr 1853, als Daniel Straub und die Gebrüder Schweizer in Geislingen an der Steige eine kleine Metallreparaturwerkstatt gründeten. Diese bescheidenen Anfänge legten den Grundstein für eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Bereits drei Jahre später, im Jahr 1856, markierte die Einführung der revolutionären Walzplattiertechnik einen entscheidenden Wendepunkt für das junge Unternehmen. Dieses innovative Verfahren ermöglichte die kostengünstige Herstellung von versilberten Waren in hoher Qualität und legte somit den Grundstein für den späteren Erfolg im Bereich des Jugendstils. Der frühe unternehmerische Weitblick und die hohe Qualität der Produkte fanden internationale Anerkennung, was 1862 mit der Verleihung einer Goldmedaille auf der Weltausstellung in London eindrücklich unter Beweis gestellt wurde. Diese Auszeichnung katapultierte WMF auf die internationale Bühne und festigte ihren Ruf als Hersteller erstklassiger Metallwaren.

Die Zeit um die Jahrhundertwende sollte für WMF eine wahre Blütezeit darstellen, insbesondere unter der wegweisenden künstlerischen Leitung von Albert Mayer. In dieser Ära des Jugendstils modernisierte und erweiterte das Unternehmen seine Produktpalette in einem bis dahin ungesehenen Ausmaß. Neben den traditionellen Haushaltswaren entstanden nun kunstvolle Objekte, die den organischen Formenreichtum und die dekorative Pracht des Jugendstils auf faszinierende Weise verkörperten. Die Innovationskraft von WMF zeigte sich nicht nur in der stilistischen Neuausrichtung, sondern auch in strategischen Unternehmensentscheidungen. Die Übernahme der Kölner Firma Orivit AG im Jahr 1905 war ein kluger Schachzug, der das Know-how des Unternehmens im Bereich der Verarbeitung von Zinnlegierungen erheblich erweiterte. Orivit war bekannt für seine hochwertigen Zinnwaren im Jugendstil, und die Integration dieses Unternehmens in die WMF-Gruppe stärkte die Marktposition von WMF im Segment des Metallkunsthandwerks nachhaltig. Albert Mayer, der das künstlerische Atelier von 1884 bis 1914 mit visionärer Kraft leitete, war maßgeblich für diese stilistische Ausrichtung verantwortlich. Er verstand es, talentierte Designer und Handwerker zu fördern und eine Unternehmenskultur zu etablieren, die Kreativität und höchste Qualitätsansprüche in den Mittelpunkt stellte. Seine lange Amtszeit prägte das Gesicht von WMF maßgeblich und trug entscheidend dazu bei, dass das Unternehmen zu einer wahren Legende im Bereich der Metallwaren aufstieg.



Albert Mayer und die Entfaltung der Jugendstil-Ästhetik bei WMF

Albert Mayer (1848-1922) war zweifellos die prägende künstlerische Kraft hinter der erfolgreichen Jugendstil-Ausrichtung der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF). Als ausgebildeter Bildhauer und Designer brachte er ein tiefes Verständnis für plastische Formen und dekorative Gestaltung in seine Funktion als Leiter des Kunststudios ein, die er von 1884 bis 1914 innehatte. Seine künstlerische Vision war tief im Geist des Jugendstils verwurzelt, einer Bewegung, die sich in ihrer Ablehnung des Historismus durch eine Hinwendung zu organischen, fließenden Linien und einer reichen Symbolik auszeichnete.

Mayers Entwürfe für WMF waren ein Spiegelbild dieser stilistischen Ideale. Sie zeichneten sich durch weiche, geschwungene Konturen aus, die an natürliche Formen wie Pflanzen, Blüten und Ranken erinnerten. Naturalistische Motive, insbesondere florale Elemente, spielten eine zentrale Rolle in seinem Œuvre und verliehen den Metallobjekten eine lebendige und anmutige Ausstrahlung. Ein weiteres charakteristisches Merkmal von Mayers Designsprache war die Integration anmutiger Frauengestalten. Er schuf zahlreiche Darstellungen von eleganten Mädchen und mythologischen Nymphen, oft mit langem, wallendem Haar, die den Objekten eine zusätzliche Ebene von Schönheit und Sinnlichkeit verliehen. Diese Figuren dienten nicht nur als dekorative Elemente, sondern verkörperten oft auch die Ideale der Jugendstil-Ära, wie Weiblichkeit, Natürlichkeit und Anmut.

Mayers fundierte Ausbildung als Bildhauer trug maßgeblich zur außergewöhnlichen plastischen Qualität seiner Entwürfe bei. Er verstand es meisterhaft, dreidimensionale Formen in Metall umzusetzen und den Objekten eine beeindruckende Tiefe und Lebendigkeit zu verleihen. Die Oberflächen der WMF-Produkte unter seiner Leitung waren oft reich verziert mit reliefartigen Details, die die handwerkliche Meisterschaft der Ausführenden eindrücklich demonstrierten. Der Jugendstil, mit seinem Fokus auf die Einheit von Kunst und Handwerk und seiner Vorliebe für organische und dynamische Formen, fand in Albert Mayer und der WMF einen seiner herausragendsten Vertreter im Bereich der Metallkunst. Durch seine visionäre Führung und seine kreative Schaffenskraft trug Mayer entscheidend dazu bei, dass WMF zu einem Synonym für hochwertiges und stilistisch wegweisendes Metallkunsthandwerk des Jugendstils wurde.



Der "Eiffel"-Kandelaber: Ein fulminantes Zeugnis der Jugendstil-Formgebung

Der von Albert Mayer für WMF entworfene "Eiffel"-Kandelaber ist weit mehr als nur ein funktionales Beleuchtungsobjekt; er ist ein herausragendes Meisterwerk des Jugendstils, das die charakteristischen Merkmale dieser Epoche in Perfektion vereint. Seine Gestaltung ist geprägt von einer geradezu verschwenderischen organischen Ornamentik, die sich in fließenden, dynamischen Linien und einer Fülle naturalistischer, vor allem floraler Motive manifestiert. Diese detailreichen Verzierungen scheinen förmlich aus dem Metall zu wachsen und verleihen dem Kandelaber eine lebendige und natürliche Anmutung.

Die typische Ausführung des "Eiffel"-Kandelabers präsentiert sich meist zweiarmig, wobei jeder Arm in einer elegant geschwungenen Linie endet und eine Tülle zur Aufnahme einer Kerze trägt. An jeder dieser Tüllen befindet sich eine abnehmbare Tropfschale, die nicht nur funktional ist, sondern auch als weiteres dekoratives Element dient und oft mit zusätzlichen organischen Verzierungen versehen ist. Besonders bemerkenswert ist die Gestaltung des Fußes: Er ist als sich nach oben hin verjüngender, quadratischer Trompetenfuß gestaltet, dessen Formgebung eine stilisierte Anspielung auf den berühmten Eiffelturm in Paris darstellt. Diese architektonische Referenz verleiht dem Objekt nicht nur eine elegante Stabilität, sondern verweist auch auf den Zeitgeist der Jahrhundertwende, in der der Eiffelturm als Symbol für Fortschritt und moderne Ingenieurskunst galt. Der Fuß ist häufig mit durchbrochenen, organischen Formen verziert, die ein raffiniertes Spiel von Licht und Schatten erzeugen und die Leichtigkeit und Transparenz des Designs unterstreichen.

Mit einer Höhe von etwa 30 cm in der zweiarmigen Ausführung besaß der "Eiffel"-Kandelaber eine ideale Größe für die Verwendung auf Tischen und Kommoden und trug so zur stilvollen Gestaltung des bürgerlichen Interieurs um die Jahrhundertwende bei. Die Existenz von Varianten mit einer größeren Anzahl von Armen deutet darauf hin, dass die "Eiffel"-Serie ein beliebtes und vielseitiges Design war, das an unterschiedliche Bedürfnisse und Vorlieben angepasst werden konnte. Trotz dieser Variationen blieb das grundlegende stilistische Konzept, das durch die organischen und floralen Motive sowie die geschwungenen Linien definiert wird, stets erhalten und prägte den unverwechselbaren Charakter der Serie.

Der "Eiffel"-Kandelaber verkörpert auf eindrucksvolle Weise die Ideale des Jugendstils, der eine Synthese aus Kunst und Handwerk anstrebte und die Schönheit der Natur als zentrale Inspirationsquelle sah. Die detailreiche Ausführung und die hohe handwerkliche Qualität zeugen von dem Anspruch, mit dem WMF unter der künstlerischen Leitung von Albert Mayer diese Objekte fertigte. Der "Eiffel"-Kandelaber ist somit nicht nur ein Zeugnis des herausragenden Designs von Albert Mayer, sondern auch ein bedeutendes Beispiel für die Blütezeit des Jugendstil-Metallkunsthandwerks und ein begehrtes Sammlerstück, das bis heute die Eleganz und den Innovationsgeist dieser faszinierenden Epoche widerspiegelt.



Herstellung und Materialien: Die handwerkliche Präzision hinter dem "Eiffel"-Kandelaber

Die Entwürfe für den eleganten "Eiffel"-Kandelaber von Albert Mayer entstanden um das Jahr 1906, einer Epoche, die als die Hochphase des Jugendstils gilt und in der Mayer die kreative Leitung des renommierten WMF Kunststudios innehatte. Diese zeitliche Einordnung ist entscheidend, da sie den Kandelaber in den Kontext der stilistischen und technologischen Entwicklungen dieser Zeit rückt.

Als bevorzugtes Material für die Fertigung des "Eiffel"-Kandelabers diente häufig versilbertes Britannia-Metall. Diese spezielle Zinnlegierung erfreute sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert großer Beliebtheit, insbesondere für die Herstellung von Tafelgeschirr und dekorativen Objekten, da sie ein ansprechendes, silberähnliches Aussehen bot, jedoch kostengünstiger als echtes Silber war. Die typische Zusammensetzung von Britannia-Metall umfasste etwa 93% Zinn, 5% Antimon und 2% Kupfer. Das Zinn verlieh der Legierung ihre Formbarkeit und ihren Glanz, während das Antimon für Härte und Festigkeit sorgte und das Kupfer die Legierung widerstandsfähiger gegen Korrosion machte. Diese Materialwahl ermöglichte es WMF, hochwertige und ästhetisch ansprechende Produkte in größerer Stückzahl zu fertigen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Die Herstellung des "Eiffel"-Kandelabers erfolgte in mehreren Schritten, die ein hohes Maß an handwerklichem Können und Präzision erforderten. Zunächst wurden die einzelnen Komponenten des Kandelabers, wie der Fuß, der Schaft und die Arme, wahrscheinlich im Gießverfahren oder durch das Treiben von Metall geformt. Anschließend wurden die feinen, organischen Verzierungen und floralen Motive durch Ziselieren oder Gravieren von erfahrenen Handwerkern in das Metall eingebracht. Dieser Schritt verlieh jedem Kandelaber seine individuelle Note und hob die künstlerische Qualität des Designs hervor. Nach der Fertigstellung der einzelnen Teile erfolgte die sorgfältige Montage des Kandelabers. Den abschließenden Schritt bildete die galvanische Versilberung, bei der eine dünne Schicht reinen Silbers auf die Oberfläche des Britannia-Metalls aufgebracht wurde. Dieses Verfahren verlieh dem Kandelaber seinen charakteristischen silbrigen Glanz und schützte das darunterliegende Metall vor Korrosion.

Ein wichtiger Beleg für die Existenz und das Design des "Eiffel"-Kandelabers ist der Original-WMF-Katalog von 1906. In diesem umfassenden Verzeichnis der WMF-Produktpalette ist der doppelarmige "Eiffel"-Kandelaber unter der Modellnummer 192/2 abgebildet. Die Existenz dieses Katalogeintrags ist nicht nur ein historischer Nachweis für die Entstehung des Kandelabers zu dieser Zeit, sondern ermöglicht es auch heutigen Sammlern und Kunsthistorikern, die Authentizität und die verschiedenen Ausführungen des Modells zu verifizieren. Der Katalog von 1906 bietet somit einen wertvollen Einblick in die Designvielfalt und die Produktionsstandards von WMF während der Blütezeit des Jugendstils. Die sorgfältige Auswahl der Materialien und die präzisen Fertigungstechniken trugen maßgeblich dazu bei, dass der "Eiffel"-Kandelaber zu einem langlebigen und bis heute bewunderten Meisterwerk des Jugendstils avancierte.



Bedeutung und Kontext: Der "Eiffel"-Kandelaber als Inbegriff des Jugendstils

Der "Eiffel"-Kandelaber ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie sich die zentralen Prinzipien und ästhetischen Ideale des Jugendstils in einem einzelnen Kunstobjekt manifestieren können. Seine Gestaltung verkörpert die tiefe Naturverbundenheit dieser einflussreichen Kunstbewegung, die sich im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in ganz Europa ausbreitete. Die fließenden, organischen Linien des Kandelabers, die an wachsende Pflanzen und natürliche Formen erinnern, sind ein charakteristisches Merkmal des Jugendstils. Diese bewusste Nachahmung und stilisierte Darstellung der Natur stand im bewussten Kontrast zu den strengen, historisierenden Formen des vorhergehenden Historismus. Auch die üppigen floralen Motive, die den Kandelaber schmücken, sind ein typisches Kennzeichen des Jugendstils und zeugen von der Faszination dieser Epoche für die Schönheit und Vielfalt der natürlichen Welt.

Die Verwendung von versilbertem Britannia-Metall als Hauptmaterial für den "Eiffel"-Kandelaber ist ebenfalls eng mit den Bestrebungen des Jugendstils verbunden. Diese Bewegung setzte sich für eine Reform des Kunstgewerbes ein und forderte die Schaffung hochwertiger, ästhetisch ansprechender Alltagsgegenstände, die durch moderne industrielle Techniken gefertigt werden konnten. Versilbertes Britannia-Metall erfüllte diese Kriterien in idealer Weise, da es eine kostengünstigere Alternative zu massivem Silber darstellte und dennoch einen hohen Anspruch an Qualität und Ästhetik erfüllte. So konnten die Ideale des Jugendstils einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal des Jugendstils, das sich im "Eiffel"-Kandelaber widerspiegelt, ist die gekonnte Verbindung von geometrischen und floralen Elementen. Während die Grundstruktur des Kandelabers oft eine gewisse formale Strenge aufweist, werden diese klaren Linien durch die organischen Verzierungen und floralen Motive auf reizvolle Weise aufgelockert. Dieses Zusammenspiel von Strenge und Verspieltheit ist ein typisches Stilmittel der Jugendstil-Ära und verleiht den Objekten eine besondere Spannung und Dynamik.

Albert Mayer spielte als Leiter des Kunststudios von WMF eine absolut entscheidende Rolle bei der Etablierung und Weiterentwicklung des Jugendstils innerhalb des Unternehmens. Seine Entwürfe, darunter der "Eiffel"-Kandelaber, griffen die charakteristischen Motive und Formensprachen dieser Bewegung auf und interpretierten sie auf innovative und einzigartige Weise. Mayer verstand es meisterhaft, die Prinzipien des Jugendstils in dreidimensionale Metallobjekte zu übertragen und so einen unverwechselbaren Stil zu prägen, der die Produkte von WMF in dieser Zeit auszeichnete.

Der "Eiffel"-Kandelaber ist somit ein hervorragendes und repräsentatives Beispiel für den deutschen Jugendstil, der sich durch seine spezifische Ausprägung innerhalb der europäischen Jugendstilbewegung auszeichnete. Er vereint auf harmonische Weise die formalen, materiellen und ideellen Aspekte dieser Epoche und zeugt von der hohen künstlerischen und handwerklichen Qualität, die WMF unter der Leitung von Albert Mayer erreichte. Als bedeutendes Zeugnis seiner Zeit ist der "Eiffel"-Kandelaber bis heute ein begehrtes Sammlerstück und ein faszinierendes Studienobjekt für alle, die sich für die Kunst und das Design des Jugendstils interessieren.



Sammlerperspektive: Wertentwicklung und Trends im Markt für Jugendstil-Metallkunst

Die Preisspannen, die für "Eiffel"-Kandelaber von Albert Mayer (WMF) erzielt werden, verdeutlichen die Dynamik des Sammlermarktes für Jugendstil-Metallkunst. Wie bei den meisten Antiquitäten und Kunstobjekten spielen hier verschiedene Faktoren eine entscheidende Rolle bei der Wertfindung.

Faktoren, die den Wert beeinflussen:

  • Zustand: Der Erhaltungszustand ist ein primärer Faktor. Bei versilberten Objekten wie dem "Eiffel"-Kandelaber ist der Zustand der Versilberung von besonderer Bedeutung. Abnutzungen, Kratzer oder Fehlstellen in der Silberauflage können den Wert erheblich mindern. Gut erhaltene Exemplare mit einer intakten Versilberung erzielen in der Regel höhere Preise. Auch Beschädigungen wie Dellen, Verbiegungen oder Reparaturen wirken sich negativ auf den Wert aus.
  • Vollständigkeit: Die Vollständigkeit des Objekts ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Beim "Eiffel"-Kandelaber bedeutet dies insbesondere das Vorhandensein der originalen Tropfschalen. Fehlende oder nicht originale Tropfschalen können den Wert reduzieren. Sammler legen Wert auf die Originalität und Vollständigkeit der Objekte.
  • Qualität des Designs und der Ausführung: Die hohe künstlerische Qualität des "Eiffel"-Kandelabers, die durch Albert Mayers Entwurf und die handwerkliche Ausführung von WMF gegeben ist, trägt maßgeblich zu seinem Sammlerwert bei. Besonders detaillierte und gut ausgeführte Exemplare sind begehrter.
  • Seltenheit: Obwohl der "Eiffel"-Kandelaber in verschiedenen Ausführungen existierte, können bestimmte Varianten, beispielsweise solche mit einer ungewöhnlichen Anzahl von Armen oder besonderen Verzierungen, seltener sein und daher einen höheren Sammlerwert besitzen.
  • Provenienz: Die Herkunft und die Geschichte eines Objekts (die sogenannte Provenienz) können seinen Wert steigern. Wenn ein Kandelaber nachweislich aus einer bedeutenden Sammlung stammt oder eine interessante Geschichte aufweist, kann dies seinen Marktwert positiv beeinflussen.
  • Originale Markierungen und Katalogreferenzen: Vorhandene originale WMF-Markierungen, die die Echtheit des Objekts bestätigen, sind für Sammler sehr wichtig. Ebenso können Verweise auf den Kandelaber in historischen WMF-Katalogen, wie dem von 1906, den Wert erhöhen, da sie die Datierung und die ursprüngliche Ausführung dokumentieren.
  • Markttrends und Nachfrage: Der allgemeine Trend im Markt für Jugendstil-Objekte und die aktuelle Nachfrage nach Metallkunst von WMF spielen ebenfalls eine Rolle bei der Preisentwicklung. Phasenweise kann das Interesse an bestimmten Designern oder Epochen steigen oder sinken, was sich auf die Preise auswirkt.

Tabelle: Aktuelle Auktions- und Verkaufsdaten für Albert Mayer WMF "Eiffel"-Kandelaber



Datum

Auktionshaus/Verkäufer

Beschreibung

Preis (Euro - ca.)

Link

Anmerkungen

Okt. 2022

Bonhams, London

Paar Jugendstil versilberte "Eiffel" zweiarmige Kandelaber, 1906

~970

https://www.bonhams.com/auction/27781/lot/168/a-pair-of-art-nouveau-silver-plated-eiffel-two-light-candelabra-designed-by-albert-mayer-wmf-geislingen-an-der-steige-germany-1906-stamped-192-2/

Inklusive Käuferaufgeld

ca. 2021

Exhibit Antiques

Paar antike WMF Jugendstil versilberte Kerzenleuchter/Kandelaber ca. 1906

~2250

https://www.sellingantiques.co.uk/806483/pair-antique-wmf-art-nouveau-silver-plated-candle-sticks-candelabra-c1906

Verkaufspreis

Nov. 2016

Batemans Auctioneers & Valuers

Paar WMF Albert Mayer Jugendstil zweiarmige Kandelaber, "Eiffel"-Design

~350 - 580

https://www.invaluable.com/auction-lot/a-pair-of-wmf-albert-mayer-art-nouveau-twin-candl-750-c-c8b4a68a0f

Schätzpreis; Verkaufsergebnis nicht bekannt

Dez. 2024

Bonhams Skinner

Deutschland, ca. 1900, versilbertes Britannia-Metall (ähnliches Mayer-Design)

~2000

https://www.bonhams.com/auction/30911/lot/233/pair-of-albert-mayer-1867-1944-for-wmf-art-nouveau-wine-coolers-germany-c-1900-silvered-britannia-metal-impressed-stamp-marks-wmfb-10-as-ht-12-12-approx-dia-12-in/

Kein expliziter "Eiffel", aber ähnlicher Wert


Aktuelle Markttrends:

Die genannten Auktionsergebnisse deuten darauf hin, dass "Eiffel"-Kandelaber von WMF im mittleren bis höheren Preissegment für Jugendstil-Metallkunst gehandelt werden. Der Markt für Jugendstil-Objekte ist generell stabil, wobei gut erhaltene und authentische Stücke weiterhin gefragt sind. Sammler schätzen die Eleganz, die handwerkliche Qualität und die historische Bedeutung dieser Objekte.

Tipps für Sammler:

  • Recherche: Bevor Sie einen "Eiffel"-Kandelaber erwerben, ist eine gründliche Recherche unerlässlich. Informieren Sie sich über die verschiedenen Ausführungen, die typischen Merkmale und die historischen Preise.
  • Zustand prüfen: Achten Sie genau auf den Zustand des Kandelabers, insbesondere auf die Versilberung und mögliche Beschädigungen. Fragen Sie nach der Vollständigkeit der Tropfschalen.
  • Markierungen beachten: Überprüfen Sie, ob die originalen WMF-Markierungen vorhanden sind. Diese geben Auskunft über die Herkunft und die Datierung des Objekts.
  • Vergleichspreise recherchieren: Vergleichen Sie die Preise ähnlicher Objekte auf verschiedenen Plattformen und bei verschiedenen Händlern, um ein Gefühl für den aktuellen Marktwert zu bekommen.
  • Expertenrat einholen: Bei Unsicherheiten kann es ratsam sein, den Rat eines erfahrenen Antiquitätenhändlers oder eines Experten für Jugendstil-Metallkunst einzuholen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der "Eiffel"-Kandelaber von Albert Mayer für WMF ein begehrtes Sammlerstück ist, dessen Wert von verschiedenen Faktoren abhängt. Für Liebhaber des Jugendstils stellt er ein faszinierendes Zeugnis der Eleganz und des künstlerischen Innovationsgeistes dieser Epoche dar.

Wichtiger Hinweis zu Fälschungen:

Es ist bekannt, dass im Laufe der Zeit auch Fälschungen von Jugendstil-Objekten auf den Markt gelangt sind. Im Zusammenhang mit WMF-Produkten, insbesondere solchen, die hohe Preise erzielen, gab es wohl auch Versuche, Nachahmungen des "Eiffel"-Kandelabers herzustellen. Es ist wichtig für Sammler, sich dieser Problematik bewusst zu sein und besondere Vorsicht walten zu lassen.

Tipps zur Vermeidung von Fälschungen:

  • Seriöse Händler und Auktionshäuser: Kaufen Sie vorzugsweise bei renommierten Antiquitätenhändlern oder etablierten Auktionshäusern, die für ihre Expertise und Seriosität bekannt sind.
  • Prüfung der Markierungen: Achten Sie genau auf die WMF-Markierungen. Fälschungen weisen oft fehlerhafte oder unsaubere Markierungen auf. Vergleichen Sie die Markierungen mit bekannten Originalen.
  • Qualität und Ausführung: Untersuchen Sie die Qualität der Ausführung und die Detailgenauigkeit. Fälschungen sind oft weniger präzise gearbeitet und weisen möglicherweise minderwertige Materialien auf.
  • Historischer Kontext: Seien Sie misstrauisch gegenüber Angeboten, die ungewöhnlich günstig erscheinen. Informieren Sie sich über die typischen Preise für authentische "Eiffel"-Kandelaber.
  • Expertise: Im Zweifelsfall ist es ratsam, die Expertise eines unabhängigen Sachverständigen für Jugendstil-Metallkunst hinzuzuziehen.


Fazit: Das bleibende Erbe des Albert Mayer WMF "Eiffel"-Kandelabers – Ein zeitloses Meisterwerk des Jugendstils

Der "Eiffel"-Kandelaber, entworfen von dem visionären Albert Mayer für die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF), ist weit mehr als nur ein historisches Artefakt; er ist ein eindrucksvolles und bedeutendes Zeugnis der Blütezeit des Jugendstils. Seine organischen Formen, die sich in elegant geschwungenen Linien entfalten, die detailreichen floralen Verzierungen, die die Natur in stilisierter Form widerspiegeln, und die Verwendung des charakteristischen Materials Britannia-Metall verkörpern auf exemplarische Weise die ästhetischen Ideale dieser wegweisenden Kunstbewegung. Die Tatsache, dass der Kandelaber um das Jahr 1906 in der Hochphase des Jugendstils unter der künstlerischen Leitung von Albert Mayer bei WMF gefertigt wurde und seine Erwähnung im WMF-Katalog desselben Jahres findet, unterstreicht seine historische Authentizität und seinen Stellenwert innerhalb der Unternehmensgeschichte.

Als ein typisches und zugleich herausragendes Beispiel für den deutschen Jugendstil trägt der "Eiffel"-Kandelaber maßgeblich zum reichen kulturellen Erbe von WMF bei, einem Unternehmen, das sich durch seine Innovationskraft und sein Engagement für höchste künstlerische und handwerkliche Qualität einen Namen gemacht hat. Albert Mayer hat mit diesem Entwurf, wie mit vielen anderen seiner Kreationen, seine Fähigkeit bewiesen, die charakteristischen Motive und Formensprachen des Jugendstils auf einzigartige und ansprechende Weise zu interpretieren und in dreidimensionale Objekte zu verwandeln.

Die anhaltende Beliebtheit des "Eiffel"-Kandelabers bei Sammlern und Liebhabern von Design und Kunsthandwerk zeugt von seiner zeitlosen Schönheit und seiner anhaltenden Bedeutung für die Designgeschichte. Er ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie Kunst und Funktionalität im Jugendstil auf harmonische Weise verschmelzen können. Der "Eiffel"-Kandelaber erinnert uns heute noch an die Eleganz, die Kreativität und den Innovationsgeist einer Epoche, die das Ziel verfolgte, das Alltagsleben durch Schönheit und Kunst zu bereichern. Sein bleibendes Erbe liegt nicht nur in seinem materiellen Wert, sondern vor allem in seiner Fähigkeit, uns in eine Zeit des künstlerischen Aufbruchs zu entführen und die zeitlose Anziehungskraft des Jugendstils zu vermitteln.

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