Die Wiener Werkstätte: Wo Kunst und Handwerk sich küssen
Eine Revolution des Designs im Herzen Wiens
Die Wiener Werkstätte (WW) – allein schon der Name klingt nach Zauber und Kreativität. Und tatsächlich war diese Produktionsgemeinschaft bildender Künstler, die von 1903 bis 1932 in Wien existierte, ein wahres Feuerwerk an künstlerischer Innovation und handwerklicher Meisterschaft. Die WW war mehr als nur eine Werkstatt – sie war eine Bewegung, eine Revolution des Geschmacks und ein Vorreiter des modernen Designs. Tauchen Sie mit uns ein in die faszinierende Welt der Wiener Werkstätte und entdecken Sie, warum ihr Erbe bis heute so lebendig ist!
Die Geburtsstunde einer Design-Revolution: Gründung und Vision der Wiener Werkstätte
Am Beginn des 20. Jahrhunderts brodelte es in Wien künstlerisch. Der Jugendstil blühte auf, die Wiener Secession rebellierte gegen den akademischen Konservatismus – und mitten in diesem kreativen Epizentrum entstand die Wiener Werkstätte. 1903 von dem Architekten Josef Hoffmann, dem Künstler Koloman Moser und dem Industriellen Fritz Wärndorfer gegründet, hatte die WW eine klare Vision: Die Verschmelzung von Kunst und Handwerk zu perfekten Gebrauchsgegenständen. Inspiriert von der englischen Arts-and-Crafts-Bewegung, wollten sie hochwertige, künstlerisch anspruchsvolle Objekte schaffen, die alle Bereiche des Lebens verschönern sollten. Das "Gesamtkunstwerk" war ihr Ideal!
Die Köpfe hinter dem Erfolg: Künstler und Designer der Wiener Werkstätte
Die Wiener Werkstätte war ein Magnet für kreative Talente. Zahlreiche bedeutende Künstler und Designer arbeiteten hier und prägten den unverwechselbaren Stil der WW:
- Josef Hoffmann (1870-1956): Architekt und Designer – das Mastermind der Wiener Werkstätte. Seine klaren, geometrischen Formen und sein elegantes Design wurden zum Markenzeichen der WW. Er entwarf Möbel, Metallarbeiten, Schmuck, Glas und vieles mehr.
- Koloman Moser (1868-1918): Maler, Grafiker und Designer – der kreative Mitstreiter von Hoffmann. Er brachte dekorative Elemente und eine spielerische Leichtigkeit in die WW ein und entwarf Möbel, Textilien, Glas, Schmuck und grafische Arbeiten.
- Dagobert Peche (1887-1923): Der "wilde Hund" der Wiener Werkstätte – bekannt für seine fantasievollen und verspielten Entwürfe in Keramik, Textil und anderen Materialien. Er brachte barocke Üppigkeit und eine lebhafte Farbigkeit in die WW.
- Eduard Josef Wimmer-Wisgrill (1882-1961): Der Mode-Experte der WW, spezialisiert auf Mode, Textilien und Tapeten. Er schuf elegante und modische Designs für Damen und Herren.
- Vally Wieselthier (1895-1945): Die Keramik-Künstlerin der WW, bekannt für ihre farbenfrohe und expressive Keramik. Ihre fröhlichen Figuren und Gefäße sind bis heute beliebt.
- Und viele mehr: Gustav Klimt, Otto Wagner, Oskar Kokoschka – die Liste der Künstler, die mit der Wiener Werkstätte verbunden waren, liest sich wie ein Who-is-Who der Wiener Moderne!
Der Stil der Wiener Werkstätte: Geometrie trifft auf Eleganz, Funktion auf Schönheit
Der Stil der Wiener Werkstätte ist unverwechselbar und prägte das Design des frühen 20. Jahrhunderts maßgeblich:
- Jugendstil mit Wiener Note: Die WW entwickelte den Jugendstil weiter und verlieh ihm eine eigene, geometrischere und strengere Formensprache. Verspielte Ornamente wurden reduziert, klare Linien und geometrische Grundformen traten in den Vordergrund.
- Der "Quadratstil": Das Quadrat wurde zum Leitmotiv der WW, besonders in den frühen Jahren. Rechteckige Formen, kubische Elemente und die Wiederholung des Quadrats finden sich in vielen Entwürfen.
- Hochwertige Materialien und perfekte Verarbeitung: Nur edle Materialien wie Silber, Gold, Edelhölzer, wertvolle Stoffe, feines Leder und Keramik wurden verwendet. Handwerkliche Perfektion und höchste Qualität waren oberstes Gebot. Die Produkte der WW waren für die Ewigkeit geschaffen!
- Funktionalität und Ästhetik im Einklang: Schönheit allein genügte nicht – die Produkte der WW sollten auch praktisch und gebrauchstauglich sein. Design und Funktion gingen Hand in Hand.
- Dekorativer Reichtum trotz Klarheit: Obwohl die Formensprache oft geometrisch und reduziert war, waren viele Produkte der WW reich verziert. Emaille, Edelsteine, Intarsien, aufwendige Muster und eine lebhafte Farbgebung brachten spielerische Elemente und Luxus in die Designs.
Die Produktpalette der Wiener Werkstätte: Ein Universum des guten Geschmacks
Die Wiener Werkstätte war unglaublich produktiv und schuf ein breites Spektrum an Produkten, die alle Bereiche des bürgerlichen Lebens umfassten:
- Möbel: Elegante Stühle, Tische, Schränke, Sofas und Betten aus edlen Hölzern, oft mit aufwendigen Intarsien und Bezugsstoffen. Klassiker wie der "Sitzmaschine"-Sessel von Josef Hoffmann sind bis heute Design-Ikonen.
- Silberwaren: Besteck, Tafelaufsätze, Dosen, Schalen, Leuchter – Silber war eines der Lieblingsmaterialien der WW. Die Silberarbeiten der Wiener Werkstätte zeichnen sich durch ihre klare Formensprache und ihre perfekte Handwerkskunst aus. Das Besteck "Lily" von Josef Hoffmann ist ein berühmtes Beispiel.
- Schmuck: Broschen, Anhänger, Ringe, Armbänder – der Schmuck der WW war oft farbenfroh und expressiv, mit Emaille, Perlen und Edelsteinen verziert. Er spiegelte die Lebensfreude und den Optimismus der Zeit wider.
- Keramik und Glas: Vasen, Schalen, Figuren, Geschirr – die Keramik und Glasobjekte der WW waren oft farbenfroh und spielerisch gestaltet, mit floralen Motiven und dekorativen Mustern. Vally Wieselthier schuf hier besonders reizvolle Werke.
- Textilien und Mode: Stoffe, Tapeten, Teppiche, Mode – die WW entwarf auch Textilien mit charakteristischen geometrischen oder floralen Mustern. Eduard Josef Wimmer-Wisgrill prägte den Modebereich der Werkstätte mit seinen eleganten und modernen Entwürfen.
- Und vieles mehr: Lederwaren, Grafiken, Papierarbeiten, Spielzeug – die Produktpalette der Wiener Werkstätte war enorm und spiegelte den Anspruch wider, alle Lebensbereiche künstlerisch zu gestalten.
Das Vermächtnis der Wiener Werkstätte: Zeitlose Inspiration für modernes Design
Obwohl die Wiener Werkstätte bereits 1932 ihre Türen schließen musste, ist ihr Erbe bis heute lebendig. Sie gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter des modernen Designs und beeinflusste nachfolgende Designströmungen wie das Bauhaus und den Art Déco. Die WW revolutionierte das Kunsthandwerk und trug dazu bei, es wieder als gleichwertige Kunstform zu etablieren. Ihr Ideal des "Gesamtkunstwerks", die Verbindung von Kunst und Leben, ist bis heute inspirierend.
Produkte der Wiener Werkstätte sind heute begehrte Sammlerobjekte und erzielen auf Auktionen hohe Preise. Museen auf der ganzen Welt zeigen ihre Werke. Und auch zeitgenössische Designer lassen sich immer wieder vom Stil und der Designphilosophie der Wiener Werkstätte inspirieren. Die Wiener Werkstätte – ein zeitloser Klassiker des Designs, der uns auch im 21. Jahrhundert noch begeistert!